Barack Macbeth und die Wallstreet Company

 

30. Apr 2014

 

Meldung: Die Federal Communications Commission (FCC), die US-Behörde für Medien und Telekommunikation, gab in diesen Tagen bekannt, die Netzneutralität aufzugeben. Wer mehr zahlt, kriegt einen besseren Netzkanal. Höchste Zeit, Shakespeare zu konsultieren.

 

Der prominente Netzaktivist und Rechtsprofessor Tim Wu (Netzneutralität) erzählt in diesen Tagen, dass Barack Obama ihm 2007 ganz persönlich geschworen habe, das kostenneutrale Netz zu verteidigen. Stellen Sie sich vor, ein Präsidentschaftskandidat verspricht der schwarzen Community, nach seiner Wahl ihre Integration bei eigener persönlicher Integrität um jeden Preis zu verteidigen und führt dann in seiner zweiten Amtszeit das Zweiklassen-Stimmrecht ein.

 

Als Shakespeare Macbeth schrieb, wusste er von Barack Obama nichts. Und doch gleicht der erste schwarze Präsident diesem literarischen Antihelden wie kein zweiter. Macbeth erkannte klar, was zu tun war und machte sich daran, sehenden Auges das Gegenteil zu unternehmen. Nicht anders Obama. Beide - die literarische Vorgabe und der reale amerikanische Präsident - schwelgen in einer Art Minderwertigkeitskomplex, der durch Gewaltbereitschaft (siehe Obamas Kriegsrasseln gegen Russland) und narzisstischen Alleinanspruch (I can) gefärbt sind. Macbeth und Obama werden in ihrem Handeln durch «enablers» gefördert. Bei Macbeth ist es seine Lady, bei Obama die Herrscher der Wallstreet. Niemand dachte, dass das «Scottish Play» von 2008 wieder und wieder und wieder in Washington aufgeführt wird. Barack Mcbeth hatte wie sein Vorbild 2007 noch das Zeug zum Helden ebenso wie zum Schurken. Wie bei Macbeth war auch bei Obama der erste Mord (Drohnen), die erste Lüge (Guantanamo), Initialzündung für weiteres unmenschliches Handeln. Lady Macbeth namens Larry Summers und Timothy Geithner wussten genau, was dieser charakterschwache Mann will und braucht. Sie gaben es ihm.

 

Statt die Wallstreet als Schwanz, der mit dem Hund von Realwirtschaft und Handel wedelt, endlich zu zügeln, führte er als erstes eine staatliche Krankenversicherung ein, welche den amerikanischen Biokapitalismus weiter wüten lässt und um den Kapitalismus im menschlichen Körper als künftigen Goldstandard zu verankern. Diese wahrlich monströse Tat, Macbeth nicht unähnlich, öffnete dann alle Schranken für weiteren Verrat, Lüge, Intrige und Macht. Wer die Verhandlungsstrategie von TTIP, dem US-amerikanischen «Frei»handelsabkommen mit der EU und deren Resultat kennt, weiss dass Shakespeares Figuren uns direkt am Bürotisch gegenübersitzen. die Gewalt sieht nur auf ersten Blick anders aus.

 

Bei Macbeth war Sex der Handlungsmotor, heute sind es vor allem Gier und Geld. Die Wallstreet Company wusste, wie Lady Macbeth, dass, wenn der Herr nur den ersten Schritt zum Bösen tut, das «Weiterwaten im Blut» selbstverständlich würde und zwar so lange, bis die «Rückkehr» zum anständigen Politiker ebenso schwierig wäre «wie das Weitergehen

 

Unsere Familie entzweit die Figur Macbeth ähnlich wie Obama. Da gibt es die klassische Sozalisierungsfraktion: «er kann nicht anders», unter Zugewandten gibt es selbstverständlich auch die alten Sexisten: «Ohne Lady niemals ein Mord» oder die Beobachter: «Politik ist immer ein DrecksgeschäftWer indessen etwas von Rechtsphilosophie versteht, sieht nur einen wahrhaft Verantwortlichen, auch wenn dessen Schuld auf mehrere Schultern verteilt werden könnte: Es ist die Hauptfigur, die dem Stück den Titel gibt.

 

Barack Obama hat jedes Wahlversprechen, ausser der Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung (welche, wie gesagt, vor allem auch dem Biokapitalismus dient, doch dies wäre ein Abstecher zu Shylock, vielleicht ein andermal.) verraten, verleugnet, ins dessen Gegenteil verkehrt. In den letzten Wochen erfolgte nun der letzte Streich: Barack Macbeth als Mörder der Netzneutralität.

 

Bilder wiegen schwerer als Versprechen. Sie lassen sich auch in Gold münzen, anders als Worte. FCC-Chef Wheeler, Chef der Regulierungsbehörde für Medien und Telekommunikation, jahrzehntelanger Lobbyist für Mobilfunk und Kabelanbieter (sagt alles über Barack Macbeth, einen solchen Typen zum Direktor der Staatsbehörde zu machen) erlaubt beispielsweise Netflix (ja, das sind die mit House of Cards (gemäss Medienberichten Obamas Lieblingssendung) eine schnellere und effizientere Datenübermittlung als anderen. Selbstverständlich gegen Mehrkosten. Ungleichheit wie immer in den USA - nun also auch im Netz. Sie finden dies unwichtig, nebensächlich und den «normalen» Lauf der Dinge? Sie irren gewaltig.

 

Was Wheeler unter Schutz von Barack Macbeth vorschlägt, ist nichts anderes als die Einführung des Zweiklassenwahlrechts. Hier ein literarischer Ausrutscher zu Orwell: «Einige sind gleicher als andere» - weshalb sollten die literarischen Schweine anders argumentieren als die realen?

 

«Premiumservice» alias Premium$$$$$$$$$$$. Die amerikanischen Bürger werden wirklich für die Deppen verkauft, die uns die amerikanische Unterhaltungsindustrie seit Jahrzehnten von Politik und Bildung fernhält. Von den Wählern wurde Obama mit einer Schönheit ins Amt gehievt, die sich seit John F. Kennedy in den USA nicht mehr manifestierte. Dass sich die Schönheit des «Yes, we can» in die Politik «Yes, we can screw you» verwandelte, macht jeden Menschen fassungslos. Wie kann er nur? Wie kann er nur? Wie kann er nur? Lügen aus Selbstschutz sind das eine, doch das Gegenteil dessen zu tun, was man verspricht, verletzt jedes Menschen- und übergeordnetes Gebot. Obama ist der lebendige Beweis dass das Gegenteil von Gut oft «gut gemeint» ist.

 

Bis 24. Mai 2014 muss es den Amerikanern gelingen, 100 ´000 Unterschriften gegen das Zweiklassen-Wahlrecht im Netz im Weissen Haus einzureichen. Dann muss der Hof um Barack Macbeth immerhin Stellung zum Geschehen nehmen, doch wie würde wohl Shakespeare sagen: «Hell is empty, all the devils now own the net» , danke William! (In Anlehnung an das Originalzitat von Shakespeare: «Hell is empty, the devils are all here.»)