Diplomatieflucht des Kreml öffnet Tür für US-Waffen Bei der Münchner

 

Sicherheitskonferenz wurde deutlich: Kremlpolitiker leben in einem

 

Paralleluniversum und sind diplomatisch nicht erreichbar. Waffenlieferungen der USA werden damit wahrscheinlich.

 

Möglicherweise wird man von diesen Februartagen einst sprechen, wie man heute den Juli 1914 oder den September 1938 beschreibt: als eine Zeit, in der die Welt bereits am Abgrund stand, dies aber kaum jemand wahrhaben wollte. Wer an diesem sonnigen Samstag durch die Fußgängerzone in der Münchner Innenstadt schlenderte, traf dort auf ein sorglos-konsumfreudiges Publikum.

 

Wenig deutete darauf hin, dass einige Hundert Meter weiter in den Sälen eines Luxushotels das Ende einer 25 Jahre währenden Phase relativer Entspannung in den Ost-West-Beziehungen endgültig aktenkundig wurde.

 

Der Organisator der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, formulierte dies höchst diplomatisch. Er sprach von "zwei unterschiedlichen Narrativen" , mit denen sich Russland und der Westen die Entstehung des Ukraine-Konflikts erzählten. Aber wer die märchenhafte Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow verfolgt hatte, in der dieser den Amerikanern vorwarf, seit einem Vierteljahrhundert eine aggressive Politik gegen Russland zu verfolgen, kam um eine Erkenntnis nicht herum:

 

Das Paralleluniversum der Russen

 

Mit Russen, die sich in einem Paralleluniversum befinden, ist es fast unmöglich zu reden. Dieser Einsicht scheinen sich nun auch Frank-Walter Steinmeierder Lawrows Rede ungewohnt deutlich kritisierte – und Angela Merkel anzunähern. Obwohl die Bundeskanzlerin inzwischen fast die Letzte ist, die es weiter mit Reden versuchen möchte.

 

 

Doch auch sie hatte schon vor geraumer Zeit den Verdacht, dass Wladimir Putin in seiner eigenen Welt lebt. Wo immer das sein mag, Lawrow lebt da inzwischen auch. Es ist eine Welt, in der gekränkter Großmachtstolz in Eroberungslust umgeschlagen ist, eine Welt, in der man nicht daran interessiert ist, Konflikte friedlich zu schlichten. Je deutlicher das wird, desto matter klingt Merkels Credo, der Konflikt sei nicht militärisch zu lösen.

 

Denn zu offensichtlich scheint: Nur durch immer neue Dialogangebote gelingt es auch nicht. Der US-Verteidigungsexperte John McCain wies darauf hin, dass die Krise zwar vielleicht militärisch nicht zu lösen sei, gleichwohl aber eine "militärische Dimension" habe. Wenn Merkel am Mittwoch nach Minsk reist, dürfte dies die letzte Chance sein, eine Ausweitung der Kampfzone zumindest hinauszuzögern.

 

In Amerika und den ehemaligen Ostblockstaaten mehren sich die Stimmen, dass man einer nach Freiheit drängenden Ukraine das Recht, sich zu verteidigen, nicht verweigern dürfe und dass man die "Kosten" für Russland erhöhen müsse. Im Klartext heißt das: Scheitert Merkels Krisendiplomatie, wird die Ukraine Waffen erhalten. Wie hoch die Kosten dann für uns alle werden, weiß niemand. Nicht einmal McCain.